Hotels, die jahrzehntelang von Moorkuren gelebt haben, schließen jetzt mangels Nachfrage ihre medizinischen Badeabteilungen. Andere Einrichtungen heißen nach wie vor hoffnungsvolle Gäste und Patienten für Mooranwendungen willkommen. Einige Thermen haben in den letzten Jahren sogar moderne Moorkuppeln gebaut. Glauben weiterhin Menschen an die heilsame Wirkung des Moors oder wurde das dunkle, lehmige Gemisch von vielversprechenderen Gesundheitsmethoden abgelöst?
Moor tut gut
Rheuma lindern, den Stoffwechsel anregen, die Gelenke beweglicher machen – Moor kann viel Gutes im menschlichen Organismus bewirken. Die schmerzstillende und entzündungshemmende Balneotherapie wurde schon von Paracelsus empfohlen. Der Boom kam in Europa im 19. Jahrhundert und hielt bis in die 90er Jahre unserer Neuzeit an. Viele Menschen haben in der Zeit durch die Schlammbäder ihr Immunsystems und ihre Durchblutung verbessert. Seither lässt das Interesse an Mooranwendungen stark nach, wobei viele Anbieter und Nutzer weiterhin auf das Heilmittel setzen.
Moor gibt nicht auf
Mehrere Thermen bieten den Badegästen Moortreten oder eine Moorzeremonie an, die sich wie ein Besuch im Dampfbad gestaltet. Eine Handvoll Moor wird auf dem gesamten Körper verteilt, die Dampfdüsen geöffnet und die Luft im Raum verwirbelt. Die Haut fühlt sich danach weicher, der Körper leichter an. Sogar Stempelmassagen gibt es inzwischen mit Moorfüllung. Für den Hausgebrauch verkaufen Apotheken Moorpräparate, die in der Badewanne verwendet werden können.
Familienplanung mit Moor
Mehrwöchige Kuren sind zwar im Abwärtstrend, aber Kurzaufenthalte mit Moor-Anwendung sind weiterhin gefragt. Eltern mit Fertilitätsproblemen nehmen die Schlammbäder gerne in Anspruch, um ein Moor-Baby zu empfangen. Und so soll es funktionieren: Die Schwebewirkung des Moors wirkt sich ausgleichend auf den Hormonhaushalt der potentiellen Mutter aus, die Empfängnismöglichkeit steigt.
Mehr Moor
Wie entfaltet sich die Heilwirkung des Moors?
Moor ist ein Wärmespeicher, der die Wärme langsam und anhaltend an den Körper abgibt. Bei einem Moorbad, das in der Regel auf um die 40 Grad erhitzt wird, kann die Hauttemperatur auf über 39 Grad ansteigen. Durch die schonende Erwärmung empfindet der Anwender kein Fiebergefühl, sondern wohlige Wärme, die den Körper durchblutet und das Nervensystem ausgleicht. Im Moor enthaltene Huminsäuren wirken entzündungshemmend auf Bakterien und Viren ein.