Was für den einen die sprichwörtliche Leiche im Kleiderschrank ist, inspiriert den anderen zu völlig neuen Modeentwürfen. Upcycling heißt der Trend, bei dem ausrangierte Kleidung eine zweite Chance bekommt und sich jedes Kleidungsstück von einer völlig neuen Seite präsentieren kann.
Recycling auf einer völlig neuen Ebene
Jeder kennt es: wenn etwas nicht mehr passt oder gefällt, wird es entweder weitergegeben oder schlicht und einfach entsorgt. Dasselbe gilt für Kleidung, die beschädigt ist. Doch kaum einer macht sich Gedanken darüber, dass hinter all diesen Textil- und Bekleidungsabfällen ein großes Potential steckt. Denn was in seiner Ursprungsform nicht mehr ansprechend war, kann mit der nötigen Kreativität und Inspiration ganz einfach in etwas neues verwandelt werden. Upcycling nennt sich der Modetrend, der immer größere Wellen schlägt und selbst auf den Laufstegen von Fashion Shows vertreten ist. Dabei geht es jedoch nicht darum, nur wieder einen neuen Knopf anzunähen oder ein Kleidungsstück zu flicken. Sondern es erfolgt eine vollständige Transformation. Das Wort ‚Up’cycling verspricht dabei, dass das Ergebnis höherwertig und verbessert ausfällt gegenüber dem Ausgangsprodukt. So wird aus einem ausgedienten Arbeitsoverall ein schicker Anzug für Herren, oder ein Sakko verwandelt sich in einen Rock. Alles ist möglich, denn jedes Kleidungsstück kann in seine Einzelteile zerlegt und in völlig neuen Formen wieder zusammengesetzt werden. Und nicht nur Altkleider haben ihren Weg in die Ateliere ambitionierter Modemacher gefunden. Auch Stoffreste und Verschnitte der Textilindustrie, die meist sogar in großen Mengen erhältlich sind, werden nicht mehr einfach nur ungenutzt entsorgt, sondern weiterverarbeitet.
Upcycling als Zeichen gegen die Wegwerf-Mentalität
Der Gedanke der Modemacher, die sich dem Upcycling Trend angeschlossen haben ist nicht nur der, möglichst günstig an Stoffe und Materialien heranzukommen. Sie wollen vielmehr ein Zeichen setzen. Zeigen, dass nicht mehr genutztes einen echten Mehrwert erhalten kann. Zeigen, dass nicht jeder der Wegwerf-Mentalität verfallen ist. Zudem kann durch Upcycling das Modebusiness mit einem Augenzwinkern gesehen werden. Trends kommen und gehen, was heute in ist, wird die nächste Saison nicht mehr getragen. Regale in Modegeschäften werden befüllt und dann wieder geleert; was eben noch stark beworben wurde, ist auf einmal nur noch im Schlussverkauf zu finden. Und was dann noch übrig bleibt, ist letztlich nichts anderes als textiler Müll. Schöner Müll, hochwertiger Müll, der zu schade ist, um einfach entsorgt zu werden. Immer mehr Designer haben abgelegte Kleider daher für sich entdeckt. In Berlin gibt es mittlerweile gar einen ganzen Upcycling Fashion Store der besucht werden kann.
Alles andere als Altkleidersammlung
Wer nun denkt, dass da nichts anständiges dabei raus kommen kann, wenn ausrangierte Kleidung weiter verarbeitet wird, der hat noch nicht die Kreationen von Schmidttakahashi, Aluc, Glope Hope & Co. gesehen. Hier verlassen echte Designerstücke das Atelier. Niemals würde ein Außenstehender darauf kommen, dass es sich hier vormals um ein altes Kleidungsstück gehandelt hat, an dem irgendjemand keinen Gefallen mehr gefunden hat.
Upcycling bedeutet zudem nicht nur Schonung der Ressourcen und ein cleveres Geschäftsmodell, sondern es bietet jedem Käufer der Mode auch die Möglichkeit, ein Kleidungsstück mit Geschichte zu erwerben. Wer nicht nur von der Stange kaufen möchte, der wird sich im Upcycling Trend wiederfinden.
Fazit
Upcycling ist auf dem Vormarsch. Auch bekannte Modeketten haben mittlerweile für sich entdeckt, dass es sich lohnt, Altkleider entgegenzunehmen. Auch auf den Laufstegen sind die Kleidungsstücke mit Vorgeschichte mittlerweile zu finden und finden immer mehr Anklang. Sie bereichern so nicht nur die Garderobe um Individualität, sondern sie regen ihren Träger auch zum denken an. Darüber, was eigentlich alles mittlerweile als wegwerf-würdig angesehen wird, und welches Potential doch eigentlich noch verborgen darin schlummert.
