Sieht man abends nach Ladenschluss in die Müllcontainer vieler Supermärkte, wird einem anders. Alles was tagsüber nicht verkauft wurde und eben erst das Ablaufdatum erreicht hat, wird einfach in den Müll geworfen. Bei diesem Müll kann es sich aber auch um saisonale Produkte handeln, wie gut verpackte und noch haltbare Lebensmittel vom kürzlich beendeten Weihnachtsgeschäft oder auch um Eier und Milchprodukte, deren Verfallsdatum und erlaubten Verkaufsdatum sich voneinander unterscheiden. Einige Menschen haben mittlerweile die Nase voll von solch einer Verschwendung und werden zum Dumpstern.
Was genau ist Dumpstern?
Dumpstern oder auch Container-Diving beschreibt die Tätigkeit, in Müllcontainer abzutauchen und gut erhaltene Lebensmittel kurz nach Ladenschluss wieder in Sicherheit zu bringen. Tonnen von genießbaren Lebensmitteln werden in Deutschland jedes Jahr achtsam von Großhändlern in den Müll geworfen, sobald sie das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben. Tatsächlich sind gut verpackte und konservierte Lebensmittel noch Monate über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus genießbar. Durch das oft mehrfache und in Plastik verschweißte Verpackungsmaterial sind die Lebensmittel vor anderen Abfällen geschützt und können bedenkenlos verzehrt werden. Aber auch in der Biotonne findet sich so mach gutes Gemüse oder Obst, das vielleicht nur eine kleine Delle hat oder deren Salatblätter außen welk aber innen knackig sind. Bananen sind eigentlich erst richtig gut, wenn sie schon etwas reifer sind. Auch solche Früchte finden sich zahlreich, oft sogar soviel davon, dass der Dumpster oder die Dumpsterin gar nicht alles nachhause tragen kann. Tatsächlich geht es solchen AktivistInnen gegen diesen falschen Umgang mit Lebensmitteln, wo es auch in Deutschland viele Menschen gibt, die wenig haben. Container-Diver möchten auf eine Überflussgesellschaft aufmerksam machen und ziehen dabei Nutzen von kostenlosem Essen mit 1A-Qualität.
So funktioniert es!
Ausgerüstet mit Stirnlampe, Plastikhandschuhe, und für die Hartgesottenen mit Ganzkörperanzügen, die vor den
unangenehmen Geruchsbegleiterscheinungen eines Dumpsterlebens schützen sollen, geht es des Nächtens, am besten kurz nach Ladenschluss, zu den Müllcontainern der Supermärkte. In Deutschland ist das Mitnehmen von Müll leider noch Strafbar, da Müll als Besitz der Müllabfuhr gesehen wird und deshalb als Diebstahl zur Anzeige gebracht wird. In Österreich ist dies nicht der Fall. Ist ein Müllraum nicht verschlossen, darf man sich nach Belieben am Müll bedienen. Viele Supermärkte verschließen ihre Abfälle mittlerweile sorgfältig, da sie Gewinneinbußen fürchten. Denn wer geht noch in den Supermarkt, wenn es nach Ladenschluss das Essen gratis gibt? Es gibt aber auch manche Läden, die ihren Müllraum absichtlich offen halten und die Ware, die sich nicht mehr verkaufen dürfen, appetitlich in Kisten neben dem Müllcontainer stellen. Genau diese Entwicklung ist eigentlich die wünschenswerte. Denn, gesetzliche Auflagen unterstützen eine Wegwerfgesellschaft, obwohl es einige gibt, die nichts haben. Doch viele Dumpster lassen sich von den Verboten auch in Zukunft nicht von ihrer Lebensmittelrettungsaktion nicht abhalten. Manche haben es auch schon geschafft, mit Einzelhändlern einen Deal auszuhandeln, dass sie Nahrungsmittel, die nicht mehr verkauft werden dürfen, direkt abgeholt werden können, um diese dann über Foodsharing-Plattformen oder Gratis-Supermärkte zu verteilen.
Wenn man sich überlegt, wie viele Menschen weltweit an Hunger leiden, und wie viel Essen tagtäglich in Deutschlands Müllcontainer landen, wird verständlich, warum Menschen zu Container-Diver werden und sich damit gegen eine Überflussgesellschaft auflehnen. Es gibt einige Menschen, die sich ausschließlich von gedumpsterten Essen und Getränken ernähren. Ist eine Party geplant? Dann ab zum Müllcontainer. Nicht selten findet man dort palettenweise Bier, das gerade erst abgelaufen ist. Auch wenn die Aktion, im Müll nach Lebensmitteln zu tauchen vielleicht eine unappetitliche Note hat, ist Dumpstern durchaus eine Möglichkeit, sich vollkommen ohne Geld köstlich zu ernähren.
